Modell des Bauernhofes
La Haie Sainte

Baubeschreibung:

Heute ist La Haie Sainte ein Gutshof neben einem kleinen Hügel an der Verbindungsstraße zwischen Charleroi und Brüssel. La Haie Sainte ist für die Region Brabant ein typischer Hof. Die soliden Gebäude begrenzen auf drei Seiten einen ausgedehnten rechteckigen Innenhof, während die vierte Seite im Osten aus einer Ziegelmauer besteht, die sich an der Chaussee Charleroi-Brüssel entlang zieht. Diese Mauer wird durch den Haupteingang, einem großen Wagentor mit darüber liegendem Taubenschlag unterbrochen. Eine zweite kleine Tür für den Personenverkehr grenzt an das Wohnhaus. Zum Innenhof hin ist ein Schweinestall an diese Straßenmauer angebaut. Im Norden befindet sich das Wohnhaus mit dem Giebel zur Straße und der angebaute Kuhstall. Durch einen Verbindungsgang im Wohnhaus kann man vom Innenhof in den im Norden gelegenen Garten gelangen. Das Wohnhaus entstammt der Zeit vom Ende des 17. Jahrhunderts. Den Westflügel bildet ein langer Pferdestall mit einem im Südteil zum Innenhof offenen Teil und einem Tor. Der südliche Gebäudekomplex besteht aus einer großen Scheune mit zwei Wagentoren in den Giebelseiten. Eine Mauer verbindet die Scheune mit der Straßenmauer.
Sämtliche Gebäude sind aus Ziegelsteinen errichtet worden und mit Kalk geweißt. Die Dächer sind mit Schiefer eingedeckt. Soweit sichtbar sind die Sockelzonen der Gebäude aus hellen Steinen gemauert, während Fenster- und Türlaibungen aus blauen Steinen bestehen.
Im Norden des Hofes befindet sich ein Garten von 60 Metern Seitenlänge mit einer Mauer zur Straße hin, die beiden anderen Seiten sind durch Hecken begrenzt. Das Gebäude an der Straßenmauer scheint ein Backhaus gewesen zu sein. Im Süden des Hofes schließt sich auf einer Länge von 300 Metern ein von Hecken begrenzter Obstgarten an. Der Gutshof ist heute gut erhalten und kommt dem Bauzustand des Jahres 1815 sehr nahe.

 

Geschichte:

Im Jahre 1775 kaufte Charles-Henri Ghislain Boot de Lombeek, Comte de Velthem, Gesandter in Brüssel, den Bauerhof von den Erben des Jean-Baptiste Boucquéau für eine Summe von 27.000 Florins. Aus diesem Kaufvertrag ist zu erfahren, dass das Dach mit Schiefer eingedeckt war. Dieser Jean-Baptiste Boucquéau, Verkäufer von La Haie Sainte, war auch der Besitzer des Bauernhofes Caillou. Im Jahre 1815 hieß der Pächter des Hofes Pierre Moreau. Er war am 17. Juni 1815 nach Ankunft der Truppen Major Barings geflohen und kehrte am folgenden oder nachfolgenden Tag nach der Schlacht zurück, nahm den Zustand des Hofes in Augenschein und floh, ohne etwas instand zu setzen. Am nachfolgenden 18. August 1815 übernahm Martin Viseur die Bewirtschaftung des Anwesens. Im Jahre 1829 ging der Hof in den Besitz der Familie Spoelberg, später an die Familie Cornet d`Elzuis.
1860 berichten Tarlier und Wanders (Jules Tarlier und Alphonse Wanders, La Belgique ancienne et moderne, Brüssel, 1860), dass der Hof wieder aufgebaut ist.
Heute ist La Haie Sainte in Privatbesitz und wird bewirtschaftet. In die Straßenmauer sind Gedenktafeln für die King`s German Legion und die französischen Truppen eingelassen.

 

Literatur: B. Coppens u. P. Courcelle, La Haie Sainte. Waterloo 1815 (2000)