Limes-Wachturm

Historische Hintergründe

Nach dem Scheitern der Einverleibung germanisch besiedelter Gebiete ins römische Imperium bis hin zur Elbe am Ende des 1. Jh.v.Chr. und zu Beginn des 1. Jh.n.Chr. bildete im Norden der Rhein die natürliche östliche Reichsgrenze. Im Verlaufe des 1.Jh.n.Chr. kommt es im rechtsrheinischen Gebiet und nördlich der Donau zu Grenzkorrekturen bedingt durch die Niederschlagung von Germaneneinfällen, ab der Mitte des 2. Jh.n.Chr. sind die neuen Reichsgrenzen festgelegt. Diese Reichsgrenze und die Provinzgrenzen werden in der römischen Kaiserzeit mit dem Wort Limes bezeichnet, entsprechend heißt der rechtsrheinische obergermanische Limes LIMES GERMANIAE SUPERIORIS und der rätische Limes nördlich der Donau LIMES RAETIAE. Die befestigte Gesamtlänge, beginnend am Rhein und endend an der Donau, beträgt 548 km.

Westliches Römisches Reich im 1.und 2. Jh. n. Chr.


Bereits unmittelbar nach der Besetzung werden die Grenzverläufe durch militärische Bauten markiert, wie Grenzsperren, Grenzwege, Wachtürme und Militärlager unterschiedlicher Größe.
Bis zum Anfang des 3. Jh.n.Chr. unterlagen diese Grenzbefestigungen einem stetigen Wandel, dies zeigt sich besonders am Aussehen des Wachturmes:

Wachturm in Blockbauweise
 
Holzwachturm mit Steinsockel
Steinwachturm
Wachturm am rätischen Limes mit Steinmauer

 

In der ersten Ausbauphase am Ende des 1. Jh.n.Chr. sind es Holztürme in Blockbauweise mit umlaufender Palisade, die untereinander durch Postenwege verbunden sind. Um 120 n.Chr. werden entlang der Postenwege Palisaden errichtet, die die Türme miteinander verbinden. Die Türme erhalten ein massives Untergeschoss und einen umlaufenden Ringgraben. Seit der Mitte des 2. Jh.n.Chr. werden die Holztürme durch massive Steintürme ersetzt. Am Ende des 2. Jh.n.Chr. zu Beginn des 3. Jh.n.Chr. werden am obergermanischen Limes die Befestigungen durch einen Wall und einen Graben hinter der Palisade verstärkt, während am rätischen Limes die Palisade durch eine Steinmauer ersetzt wird.


Die in der ersten Ausbauphase entstandenen Holztürme können anhand von Darstellungen auf den Reliefs der Trajanssäule in Rom rekonstruiert werden.

Darstellung römischer Grenzbefestigungen auf der Trajans-Säule in Rom

 

Die später errichteten Steintürme lassen sich durch archäolgische Beobachtungen der Baubefunde in ihrem Aussehen wieder herstellen. So besaßen die bis zu 9m hohen quadratischen steinernen Türme ein Erdgeschoss, das als Vorratslager gedient haben dürfte, darüber lag ein Wohngeschoss für die Wachmannschaft, dieses war nur über einen Eingang in mindestens 1,5 m Höhe zu erreichen. Vom Wohngeschoss führten Leitern in das Erdgeschoss und in das Obergeschoss. Das Obergeschoss diente der Besatzung als Wachlokal und war von einer umlaufenden begehbaren und überdachten Holzgalerie umgeben. Die Bedachung bestand aus einem Walmdach, das mit Ziegeln, Schiefer oder Schindeln gedeckt war. Das Mauerwerk war häufig mit weißem Kalkmörtel verputzt.

Querschnitt durch Wachturm
 


Die Wachmannschaft bestand aus vier Soldaten, die ihren jeweiligen Grenzabschnitt beobachteten und kontrollierten. Die Übermittlung von Nachrichten und Meldungen erfolgte über optische (Licht-, Feuer- oder Rauchzeichen) oder akustische Signale (Hornsignale) zu den benachbarten Türmen oder Kastellen. Ebenso konnten Nachrichten durch Meldeläufer oder berittene Melder weitergegeben werden, die die Postenwege benutzten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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